Tord Gustavsen Trio KulturKirche Goldküste jazz+more Anmeldung auf rkk.ch!
Tord Gustavsen Trio
Einer der herausragendsten Jazzmusiker unserer Zeit lässt uns eintauchen
in die Welt des sakralen Kammerjazz: lyrisch, hymnisch, perfekt ausbalanciert. Tord Gustavsens Akribie gilt der intensiven Melodie. Magisch!
Mit seinem neusten Album bei ECM The Other Side – immerhin Gustavsens bereits achte Veröffentlichung auf dem renommierten Label – knüpft er an seine früheren Trio Platten an, die bei Kritikern und Publikum grossen An- klang fanden und seinen hervorragenden Ruf begründeten: Hypnotische Kraft und destillierte Magie!
Tord Gustavsen tourt weltweit mit seinem Ensemble in verschiedenen Formaten und spielte an großen Festivals und in Konzertsälen auf der ganzen Welt. Die Art von erha- benem Minimalismus, für den Jarle Vespestad steht, hat nur sehr wenige Parallelen in der Welt der Schlagzeuger, und dennoch ist er auf seine Art auch wirklich groovig.
Steinar Raknes gilt als einer der talentiertesten Kontra- bassisten seiner Generation in Norwegen und ist bekannt aus der Zusammenarbeit mit Künstlern wie Chick Corea und Bobby McFerrin.
Tord Gustavsen, Piano | Steinar Rakne, Bass | Jarle Vespestad, Schlagzeug | Pfr. René Weisstanner
Musik–Spiritualität–Genuss. In jazz+more verbinden sich die Klänge des Jazz mit Worten aus Bibel, Lyrik und Gegenwartsliteratur.
Eintritt frei, Anmeldung auf rkk.ch
Interview mit Tord Gustavsen (english [original] version see below!)
Tord Gustavsen Trio in Küsnacht
Am kommenden Freitag wird das Tord Gustavsen Trio in der Reformierten Kirche Küsnacht auftreten, im Rahmen von KulturKirche Goldküste. Tord Gustavsen ist ein bedeutender Vertreter des nordischen Jazz und ein herausragender Jazzmusiker unserer Zeit. Mit seinem neuesten Album bei ECM The Other Side – immerhin bereits Gustavsens achte Veröffentlichung auf dem renommierten Label – knüpft er an seine früheren Trioeinspielungen an, die bei Kritikern und Publikum grossen Anklang fanden und seinen hervorragenden Ruf begründen. Tord Gustavsen tourt weltweit, spielt an grossen Festivals, in Konzertsälen und auch in Kirchen. In der Reformierten Kirche Küsnacht lässt er eintauchen in die Welt des sakralen Kammerjazz: lyrisch, hymnisch, perfekt ausbalanciert. Der Küsnachter Pfarrer René Weisstanner betreut seit Beginn das Format jazz+more innerhalb der Kulturkirche Goldküste. Er hat Tord Gustavsen nach Küsnacht eingeladen und ihm vorgängig ein paar Fragen gestellt:
RW: Als ich vor 14 Jahren zum ersten Mal mit deiner Musik in Berührung gekommen bin, waren es Trio-CDs, eine davon mit dem Titel Changing Places. Ein Titel daraus hat mich besonders angesprochen: Turning Point, Wendepunkt. Mit dem jüngsten Album The Other Side hast du dich nach langer Zeit wieder dem Trio-Jazz zugewendet: auch ein Wendepunkt?
TG: Vielleicht, ja. Aber das Trio war auch schon die ganze Zeit da, gewissermaßen unter der Oberfläche. Das Repertoire hat sich organisch entwickelt und bewegt sich zwischen Quintett, Quartett, Trio, Duo und Soloformat.
RW: Wenn man deine Musik hört, oder dich gar live an einem Konzert erlebt, hat man das Gefühl, es sei dir eminent wichtig, deine Zuhörerschaft zu berühren mit deiner Musik. Wie machst du das?
TG: Der Ausgangspunkt ist, dass ich selbst versuche, mit dem "Heiligen" in der Musik in Berührung zu kommen; oder mit diesem intensiven Schwingungsfeld – sei es leise oder laut –, in dem die Musik etwas aussagt, was Worte nicht ausdrücken können, aber dennoch eine tiefe Bedeutung hat. Dann kann das Publikum eingeladen werden, dieses Feld mit uns gemeinsam zu erschaffen.
Ich bin kein Entertainer und auch kein Prediger; ich könnte nie mit dem Ziel spielen, das Publikum zu „berühren". Aber wenn die Leute durch unsere Musik in dieses intensive Feld eindringen können, bin ich sehr dankbar, und ich habe das Gefühl, dass wir als Band dort sind, wo wir sein sollten. Ich bin sicher nicht dazu da, um zu beeindrucken, technische Fertigkeiten zu zeigen oder irgendeine Komplexität zu demonstrieren. Virtuosität in Technik, Phrasierung und Texturaufbau ist natürlich wichtig, aber niemals als Selbstzweck.
RW: Auf The Other Side spielst du unter anderem Choräle von J. S. Bach. Wie kommt ein Jazzmusiker auf Bach, und wie gelingt der Approach an diesen grossen Komponisten?
TG: J. S. Bach ist wie ein essentielles Vitamin, ein Gründungsbestandteil unserer Kultur, ein Brennpunkt der Musikgeschichte. Es ist also ganz natürlich, sich auf ihn zu beziehen. Aber tatsächlich einige seiner Themen aufzugreifen und um sie herum zu improvisieren, ist eine gewagte Sache. Es könnte leicht schief gehen und kitschig oder fade werden oder eine künstliche 'Originalität' erzwingen. Ich denke, der Grund dafür, dass wir uns diesem Impuls anschließen konnten, war, dass wir es nicht zu sehr übertrieben haben. Ich hatte mit einigen der Chöre zusammen gearbeitet und fing einfach an, eines der Stücke in einer Trio-Probe zu spielen, ohne es geplant zu haben, und die anderen stimmten mit ein, und es fühlte sich einfach so an, als wäre das Bach-Thema schon da, als ein Lied, oder wenn man so will, als ein alternativer 'Jazz-Standard', mit dem wir frei und respektvoll spielen konnten.
RW: Du spielst die Choräle und Volkslieder ohne Text. Dennoch hat man den Eindruck, dass die Sprache dabei eine wichtige Rolle spielt.
TG: Ja, ich singe die Texte oft innerlich, wenn ich spiele, also inspirieren sie mich definitiv oder fordern mich heraus.
Auf 'The Other Side' haben wir einen Choral der tiefen Klage (O, Traurigkeit) und einen der hingebungsvollen Freude (Jesu, meine Freude), die wir mit direktem Bezug zum Originaltext interpretieren. Aber wir haben auch einen Choral, den wir paradoxer interpretieren (Schlafes Bruder) - der Text handelt eigentlich davon, den Tod und den Übergang aus dem physischen Leben zu begrüßen, aber unsere funky Version drückt vielleicht eher die tiefe Freude aus, die aus der Unterordnung (oder dem kleinen 'Tod') des Ichs unter den größeren Fluss des Universums oder den Ozean der Liebe, der 'Gott' ist, entsteht.
RW: Deine Konzerte haben einen unüberhörbaren, ja spürbaren Bezug zur Spiritualität. Vor viereinhalb Jahren habe ich in der Leipziger Nikolaikirche die Uraufführung deiner Jazz Mass miterlebt. Welche Rolle spielt die Kirche in deinem Leben?
TG: Das spielt eine große Rolle - ich bin in der Kirche aufgewachsen, habe in Chören gespielt und gesungen; und ich war von klein auf ein ziemlicher Streber und begeisterte mich für Theologie und Philosophie. Dann hatte ich das Glück, aufgeschlossene, liberale kirchliche Einrichtungen zu finden, als ich mich von der engen Theologie wegbewegen musste; so habe ich die Kirche nie wirklich verlassen, auch wenn mein Glaube heute ganz anders aussieht als das, was mir als Kind beigebracht wurde.
Ein Christentum für die post-postmoderne integrale Zeit schließt spirituelle Praktiken und Einsichten aus anderen Religionen und Traditionen ein, obwohl es eindeutig in unseren eigenen Traditionen verwurzelt ist und von ihnen genährt wird. Es heißt selbstverständlich LGBT-Menschen ohne Vorbehalte oder Urteile willkommen. Und sie strebt nach charismatischer Erfahrung und Herzensbeteiligung, ohne sich rechtsgerichteten wortwörtlichen Bibelauslegungen zuzuwenden, wie sie in anderen charismatischen Bewegungen üblich sind.
Abgesehen davon, dass diese Dinge in meinem persönlichen Leben sehr wichtig sind, bin ich auch Teilzeit-Kantor in einer kleinen mittelalterlichen Kirche direkt außerhalb von Oslo, wo wir neben den normalen Gottesdiensten, Beerdigungen und anderen Zeremonien auch liturgische Musikmeditationen abhalten.
RW: Du trittst seit Jahren zum ersten Mal in der Schweiz auf. Darauf freuen sich viele Jazzaffine. Was dürfen sie musikalisch am kommenden Freitag in Küsnacht erwarten?
TG: Nun, wir kennen das genaue Programm nie, bis wir tatsächlich dort sind … . Aber es ist sicher, dass wir Stücke von einigen unserer älteren Alben spielen werden, zusätzlich zu neuem Material, das wir gerade für eine kommende Aufnahme vorbereiten. Und die Stücke werden wahrscheinlich als kleine Suiten mit improvisierten Zwischenspielen und Übergängen zusammengebunden sein - komponiert im Moment im Dialog mit dem Raum und der Akustik und den Vibes des Publikums.
Freitag, 10. September 2021, 20:00 Uhr in der Reformierten Kirche Küsnacht.
Tord Gustavsen, Piano, Jarle Vespestad, Schlagzeug, Steinar Raknes, Kontrabass, René Weisstanner, Liturgie.
In jazz+more verbinden sich die Klänge des Jazz mit Worten aus Lyrik und Gegenwartsliteratur. Eintritt frei, Anmeldung unter rkk.ch
Tord Gustavsen Trio in Kuesnacht
Next Friday the Tord Gustavsen Trio will perform at the Reformed Church Küsnacht, as part of KulturKirche Goldküste. Tord Gustavsen is an important representative of Nordic jazz and an outstanding jazz musician of our time. With his latest album on ECM The Other Side - already Gustavsen's eighth release on the renowned label - he follows up on his earlier trio recordings, which were very well received by critics and audiences and established his outstanding reputation. Tord Gustavsen tours worldwide, playing at major festivals, concert halls and even churches. In the Reformed Church of Küsnacht he lets us dive into the world of sacred chamber jazz: lyrical, hymnal, perfectly balanced. The Küsnacht pastor René Weisstanner has been in charge of the jazz+more format within the Kulturkirche Goldküste since the beginning. He invited Tord Gustavsen to Küsnacht and asked him a few questions beforehand:
RW: When I first came into contact with your music 14 years ago, it was trio CDs, one of them entitled Changing Places. One title from it particularly appealed to me: Turning Point. With the most recent album, The Other Side, you turned back to trio jazz after a long time: also a turning point?
TG: Perhaps, yes. But the trio has also been there all along, under the surface in a way. The repertoire has been developing organically, floating between quintet, quartet, trio, duo and solo format.
RW: Listening to your music, or even experiencing you live at a concert, one gets the feeling that it is eminently important to you to touch your audience with your music. How do you do that?
TG: The point of departure is that I myself try to get in touch with the ‘sacred’ in music; or this intense field of vibration - be it silent or loud - where the music says something that words can not express but still feels deeply meaningful. Then, the audience can be invited in to co-create that field with us.
I am not an entertainer, and also not a preacher; I could never play with ‘touching the audience’ as my main or first goal. But if people can get in to this intense field through our music, I am very grateful, and feel that we are where we should be as a band. I am certainly not there to impress, to show off any technical skills, or to demonstrate any complexity. Virtuosity in technique, phrasing, texture-building is of course important, but never as goals in themselves.
RW: On The Other Side you play chorales by J.S. Bach, among others. How does a jazz musician come to Bach, and how do you approach this great composer?
TG: J. S. Bach is like an essential vitamin, a founding component of our culture, a focal point in music history. So, referring to him is the most natural thing to do. But to actually borrow some of his themes, and improvise around them, is a daring thing. It could easily go wrong and get kitchy or fIat or forced in artificial ‘originality’. I think the reason it felt right for us to go with this impulse was basically that we did not try to hard. I had worked with a couple of the chorals together with a choir, and just started playing one of them in a trio rehearsal without having planned it, and the others joined in, and it just felt like the Bach theme was already there for us, as a song, or if you will an alternative ‘jazz standard’, to play freely and respectfully with.
RW: You play the chorales and folk songs without lyrics. Nevertheless, one has the impression that the language plays an important role.
TG: Yes, I often sing the words internally when playing, so they definitely inspire me or challenge me.
On ‘The Other Side’, we have a choral of deep lament (O, Traurigkeit) and one of devotional joy (Jesu, meine Freude), that we interpret with direct link to the original text. But we also have one choral that we interpret more paradoxically (Schlafes Bruder) - the text is actually about welcoming death and the transition out of physical life, but our funky version is perhaps rather expressing the deep joy rising from the subordination (or small ‘death’) of the ego to the greater flow of the universe, or the ocean of love which is ‘God'.
RW: Your concerts have an unmistakable, even perceptible reference to spirituality. Four and a half years ago I witnessed the premiere of your Jazz Mass in the Nikolaikirche in Leipzig. What role does the church play in your life?
TG: It plays a big role - I grew up going to church, playing and singing in choirs; and I was from an early age quite nerdy and passionate about theology and philosophy. Then, I was blessed to find open-minded, liberal church settings when I needed to move away from narrow theology; so I never really left the church even though my faith now looks quite different from what I was taught as a child..
A Christianity for post-postmodern integral time embraces spiritual practices and insights from other religions and traditions, although being clearly rooted in our own traditions and nourished by them. It welcomes of course LGBT people without any reservation or judgements. And it seeks charismatic experience and heart-involvement without turning to right-wing literal interpretations of the Bible so common in other charismatic movements.
In addition to these things being very important in my personal life, I am also a part-time Kantor in a small Mediaeval church right outside Oslo, where we have liturgical music meditations in addition to normal Gottesdiensts, funerals and other ceremonies.
RW: You're performing in Switzerland for the first time in years. Many jazz fans are looking forward to it. What can they expect musically next Friday in Küsnacht?
TG: Well, we never know the exact program until we are actually there.. But it is safe to say that we will play tunes from several of our older albums, in addition to new material that we are now preparing for an upcoming recording. And the pieces will probably be bound together as small suites, with improvised interludes and transitions – composed in the moment in dialogue with the room and the acoustics, and the vibes from the audience.
Friday, September 10, 2021, 8:00 p.m. at the Reformed Church in Küsnacht.
Tord Gustavsen, piano, Jarle Vespestad, drums, Steinar Raknes, double bass, René Weisstanner, liturgy.
In jazz+more the sounds of jazz are combined with words from poetry and contemporary literature. Admission free, registration at rkk.ch